Obwohl der Roman Der Vorleser zweifellos Bernhard Schlinks bekanntestes Werk ist, ist es weder sein erstes Buch noch sein Letztes. Im Gegenteil, als Der Vorleser 1995 erschien, hatte Schlink schon drei Romane geschrieben. Nachher hat er mehr als vier Bücher geschrieben und er schreibt noch heute. Nichtsdestoweniger ist Der Vorleser ein wichtiges Buch-eindeutig, weil es von den Kritikern angepriesen wurde und, was noch wichtiger ist, weil es Schlinks erster echter Roman ist. Vor 1995 hat Schlink nur Krimis geschrieben. Der Vorleser etabliert Schlink als ernstzunehmenden Autor, der komplexe und geschichtliche Themen behandelt. Seit 1987 beschäftigt Bernhard Schlink sich nicht nur mit dem Schreiben der Bücher sondern auch mit Sachtexten.
Wie schon bemerkt wurde, sind Schlinks erste Werke Krimis. Zwischen 1987 und 1992 hat Schlink drei Krimis geschrieben: Selbs Justiz (1987), Die Gordische Schleife (1988), und Selbs Betrug (1992). 1995, mit der Erscheinung von Der Vorleser, geht Schlink in die Welt der Romane ein. Er ist der einzigste Roman, den er bis heute geschrieben hat. Seit 1995 hat Schlink vier sehr verschiedene Bücher herausgegeben. Sein erstes Buch nach Der Vorleser, Liebesfluchten, ist eine Sammlung der Kurzgeschichten, die sich mit dem Thema der Liebe befassen. Er folgt diese Sammlung mit einem neuen Krimi, Selbs Mord (2001), und auch mit zwei Aufsätzen: Heimat als Utopie (2000) und Vergangenheitsschuld & Gegenwärtiges Recht (2002). Sie spiegeln den wachsenden Trend von Schlink, sich mit philosphischen und modernen Fragen zu beschäftigen, wieder.
Obwohl Schlink viele Arten von Büchern schrieb, sieht man in allen seinen Texten einige €hnlichkeiten. Am offensichtlichsten ist seine Schreibweise. Schlink benutzt kurze ergreifende Sätze und auch kurze Kapitel (vielleicht ein Grund der Lesbarkeit seiner Bücher). Seine Figuren sind immer sehr realistisch-oft gekennzeichnet bei ihren schockierenden realen Charakteristiken. Eine weitere Allgemeinheit ist seine Wahl der Themen.
Er konzentriert sich besonders auf die Aufarbeitung der Vergangenheit, die Komplexität der Vergangenheitsschuld, die Rolle der Scham, und die Selbstverwirklichung. Durch diese Themen fordert Schlink seine Leser auf, sich mit unlösbaren und emotionalen Realitäten auseinanderzusetzen. Der Vorleser ist besonders explizit in der Erforschung dieser Themen. Durch die Geschichte von Hanna und Michael studiert Schlink die Konsequenzen der Scham und Schuld in der aktuellen Gesellschaft und gewinnt er sich seinen festen Platz als gro_er deutscher Autor.