SchamIn diesem Roman werden verschiedene Formen von Scham dargestellt. Zuerst, die Scham von Hanna: wir sehen ihre Scham ganz klar, weil Hanna Analphabetin ist. Im Gerichtssaal will Hanna nichts davon sagen, und folglich bekommt sie ein lebenslängliches Gerichtsurteil. Auch vermeidet sie Demütigung: sie will Michael nicht sagen, dass sie Analphabetin ist. Zum Beispiel, als Michael ihr einen Zettel schreibt, sagt sie ihm später, "Ich sehe keinen Zettel," weil sie es nicht lesen konnte (56). Auch der Erzähler schämt sich. Michael schämt sich, weil er "eine Verbrecherin" liebte. Er fühlt auch Scham, weil er im ersten Teil Hanna nicht beistand. Später vernachlässigt er sie während ihrer Haft, z.B. im dritten Teil, Kapitel 7, als er sagt, "Aber mir gefiel nicht, was auf mich zukam ... Wie sollten wir uns von Angesicht zu Angesicht begegnen, ohne dass alles hochkam, was zwischen uns geschehen war" (182).
Schuld
Das Konzept von Schuld wird im Vorleser als Handlungselement und als Thema benutzt-als Handlungselement, denn der zweite Teil des Buches dreht sich um Hannas Prozess und sein schließliches Urteil-aber auch als Thema, denn man könnte Michaels Schuldgefühle als repräsentativ nehmen. Michael fühlt sich irgendwie für Hannas Verschwinden verantwortlich, obwohl er weiß, dass er eigentlich gar nichts Schlechtes getan hat; als Mitglied der "Generation der Nachlebenden" fühlt er sich auch schuldig für den Holocaust, obwohl er damit gar nichts zu tun hatte. In gewissem Sinne sind Michaels Schuldgefühle eine Widerspiegelung der Gefühle der "Generation der Nachlebenden" in Bezug auf den Holocaust.